Am 13. Juni 2014 konnten wir wieder viele interessierte und
engagierte Gäste bei unserem 6. Forum „Konsumentensolidarität Jetzt“ im Freihof
in Sulz begrüßen. Mich freut es besonders, dass es immer wieder zu zahlreichen
angeregten Diskussionen und einem regen Austausch von Informationen zwischen
allen Beteiligten kommt. Das zeigt mir, dass sich die Menschen bei unseren
Veranstaltungen wohlfühlen. Sie sprechen lebhaft miteinander und gehen am Ende
des Abends mit neuen Erkenntnissen und einem geschärften Bewusstsein für
Umweltthemen heim. Diese Dynamik an solchen Abenden und die herzliche
Atmosphäre faszinieren mich immer wieder.
Lasst mich euch berichten, was der gestrige Abend alles zu
bieten hatte:
Nach einer kurzen Einführung durch Hubert standen drei sehr
interessante Vorträge auf dem Programm. Den Anfang machte Anton Walser von der Metzgerei Walser/Meiningen. Er
schilderte zu Beginn seines Vortrags die Entstehungsgeschichte seiner
Metzgerei. Die Metzgerei Walser führt eine hauseigene Schlachtung durch, was
soviel bedeutet, wie: Die Tiere werden von regionalen Bauern immer montags
lebend angeliefert und dann vor Ort – ohne unnötigen Stress für die Tiere –
geschlachtet. Bei Walser wird der Direktkontakt zu den Bauern großgeschrieben
und Tiere, die nicht anständig gehalten wurden, werden nicht angenommen. Somit
wird auch ein Stück weit Erziehungsarbeit bei den Bauern geleistet. Anton
Walser scheute auch nicht davor zurück, uns den Schlachtungsprozess zu
schildern. Meines Erachtens ist es wichtig, darüber zu reden und ein
Bewusstsein dafür zu schaffen, dass Fleisch nun einmal von vormals lebenden
Tieren stammt und diese zuerst getötet werden müssen, damit wir die besten
Stücke davon verzehren können. Der Rest wird unter anderem zu Wurst
verarbeitet. Die Namen der Bauern, welche die Tiere liefern, werden pro Woche
auf der Internetseite der Metzgerei Walser veröffentlicht. Sie stammen alle aus
Vorarlberg. Dies sorgt für Transparenz, Ehrlichkeit und einen
verantwortungsbewussten Umgang mit diesem sensiblen Thema. Das verarbeitete
Fleisch wird in den Läden der Metzgerei Walser verkauft, 98% der Ware stammt
aus Vorarlberg, nur die restlichen 2% stammen zur Abdeckung für Spitzenzeiten
aus Zukäufen von anderen Bundesländern (Oberösterreich).
Als zweiten Vortrag lauschten wir gebannt den Schilderungen
von Marion Reichart, Geschäftsführerin der Firma Uni Sapon. Bei Uni Sapon handelt es
sich um ein Familienunternehmen, welches seit 1984 auf dem Gebiet der
Entwicklung und Erzeugung umweltschonender Reinigungsmittel tätig ist. Auch
Marion schilderte die Entstehungsgeschichte ihres Unternehmens und berichtete
anschaulich von der Pionierarbeit, die ihr Vater, Franz Reichart, im Keller des
Einfamilienhauses auf diesem Gebiet leistete. Er entwickelte bereits 1980 eine
Schmierseife aus reinen Naturstoffen und fuhr anfangs von Haus zu Haus, um sein
Produkt unter die Menschen zu bringen und zu verkaufen. Später folgten
weitere Produkte, welche jetzt unter dem Namen „Uni Sapon“ an zahlreichen Orten
erhältlich sind. Uni Sapon unterhält ein „gestrafftes Produktsortiment“, was
bedeutet, dass es nur 4 Reinigungsmittel als Konzentrat gibt, welche in
Kombination mit nur wenigen Zusatzstoffen vom Kunden selber zu dem
entsprechenden Produkt gemischt werden. Die Anleitungen dafür gibt es auf den
Sprühflaschen zu finden, die ebenfalls von Uni Sapon verkauft werden. Weiters
verfolgt die Firma ein „Null-Müll-Konzept“. Es wird nur 1x vom Kunden ein
Fläschchen mit dem Konzentrat erworben. Es gibt in Vorarlberg zahlreiche
Nachfüllstationen, bei denen der Kunde das Konzentrat nachfüllen kann, sobald
die Flasche leer ist – ohne dass er damit einen neuen Behälter kaufen müsste.
Die Firmen, die als Abfüllstationen dienen, erhalten die Konzentrate in
Kanistern, welche ebenfalls an Uni Sapon zurückgegeben und wiederverwendet
werden. Ich bin von solchen Konzepten begeistert und hoffe, dass diese auch in
anderen Bereichen Schule machen.
Als dritte Vortragende konnten wir Isolde Adamek und Evi
Kettner von der neu gegründeten Firma Windlkind gewinnen. Wer Isolde kennt, weiß bereits: bei diesen Vorträgen gibt es immer
viel zu schmunzeln! Sie ist eine Frau, die sich mit Leib und Seele für die
Rettung unseres Planeten und den Schutz unserer Umwelt einsetzt! In ihrem
neuesten Projekt überzeugt sie – zusammen mit Evi – Menschen davon, anstatt auf
Einwegwindeln auf Stoffwindeln zu setzen. Diese sind immer zur Hand und man
erspart sich den regelmäßigen Gang zum Supermarkt, um sich wieder mit Windeln
einzudecken. Für Isolde und Evi gehören Stoffwindeln sehr wesentlich zur
Beziehungspflege mit dem Kind. Es handelt sich um ein Zeitgeschenk und schult
die Achtsamkeit im Umgang mit dem Baby. Wenn man bedenkt, dass
Plastikwindeln-Hersteller damit werben, dass ihre Windeln 12 Stunden trocken
halten, heißt dies im Umkehrschluss, dass diese Kinder mitunter auch 12 Stunden
lang nicht mehr gewickelt werden und dies zu Berührungsarmut führt.
Untersuchungen haben ergeben, dass Kinder, die behutsam mit Stoffwindeln
gewickelt werden, viel Berührung und Achtsamkeit erfahren, mehr zur Ruhe kommen
und eine bessere Grundstabilität entwickeln, die für die weitere Entwicklung
immens wichtig ist. Dazu kommt der Umweltgedanke – eine Wegwerfwindel benötigt
200 – 500 Jahre zum Verrotten, ein einziges Wickelkind produziert über eine
Tonne Windelmüll. Plastikwindeln gelten als eines der größten Umweltprobleme im
Bereich des Hausmülls (entnommen von www.windklkind.at).
Isolde erzählt mit einem Augenzwinkern, dass das Waschen, Aufhängen und Falten
der Windeln nur ca. 20 Minuten täglich benötigt und eine Art Meditation sei,
ähnlich wie Qigong. Zum Schluss gab es dann noch einen Appell an alle Männer:
Stoffwindeln aufhängen sei sexy und mache den Frauen Appetit auf mehr …
hmm, ich kann mir gut vorstellen, dass da etwas dran ist :-).
Im Anschluss an diese höchst interessante und lebendige
Vortragsrunde gab es die Gelegenheit, sowohl mit den Vortragenden, als auch mit
weiteren Firmen (Martinshof/Weltladen) und auch mit den Gardenern/Gärtnern in
Kontakt zu treten. Bei den Gardenern handelt es sich um Teams, die jeweils
einen Konsumbereich betreuen und ein spezielles Augenmerk auf diesen Bereich
legen. So waren Eugen Galehr vom Bereich „Verkehr“, Hanni Lins vom Bereich
„Gemüse“, sowie Harry und ich für den „Elektronikbereich“ anwesend, während
Barbara unseren Vereinstisch mit dem Infomaterial betreute. Es folgte ein reger
und lebhafter Informationsaustausch zwischen allen Anwesenden.
Und – zu guter Letzt – durften alle Vereinsmitglieder die
schicken Vereinstaschen von consolnow in Empfang nehmen. Die Taschen wurden von Isolde und ihren Kolleginnen von Sörecycling für unseren Verein
entworfen, genäht und bedruckt. Aus alten Jeans gefertigt sind praktische,
wunderbare und freche Unikate entstanden, die definitiv als Hingucker dienen.
Wir bedanken uns ganz herzlich bei Isolde und ihren Näherinnen für die tollen
Kreationen!
Mit einem kurzen Rückblick auf die vergangenen
Vereinsveranstaltungen seit dem letzten Forum und einem Ausblick auf kommende
Termine wurde der offizielle Teil des Abends beschlossen. Gemeinsam ließen wir
den Abend in fröhlicher Atmosphäre ausklingen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen